15 Sept, 2024

1.FC Union Berlin: Ein Gleichnis zu RB Leipzig und ekligem Laugenfisch

Dorsch in seiner geschmacklosesten Form, nämlich als sogenannter Laugenfisch

Was Unions nächster Gegner mit einem Klassiker der norwegischen Weihnachtsküche zu tun hat. Und warum erneut 15 Minuten lauthals geschwiegen werden soll.

Es gibt Dinge, die mag und braucht man nicht. Und trotzdem tut man sie sich regelmäßig an. Jedes Jahr. Manchmal mehrmals. Wie mit dem Kind über Bettzeiten zu diskutieren. Wie Impfen oder Zahnarzt. Wie Steuererklärung. Wie Klo saubermachen. Wie Laugenfisch (norwegisch: Lutefisk) zur Vorweihnachtszeit in Norwegen. Wie 15 Minuten zu schweigen, wenn der 1. FC Union Berlin gegen ein Marketingkonstrukt spielt. Wie Kolumnen darüber zu schreiben.

Mal langsam, meint da vielleicht der geneigte Fischliebhaber. RB und norwegischer Laugenfisch als Gleichnis passt doch nicht. Doch, sage ich. Fußball à la RB hat genauso wenig mit Fußball à la Union zu tun, wie ein frisch gefangener und gebratener Dorsch mit der geschmacklos-glibberig-dursichtigen Substanz, welche nach wochenlanger Einlagerung des Dorsches in einer Lauge von eben jenem übrig bleibt.



Viel Geld für Beischlaf ohne Kondom


Es war einmal ein Fisch, dem Geschmack und Konsistenz im Laugenfass komplett verlustig ging. Um ihn verzehrbar zu machen, wird ausgelassene Butter mit Speck drüber gegossen. Mit Pellkartoffeln und Erbspüree serviert, ist das essbar. Denn von dem Fisch schmeckt man nichts, gar nichts. Außer der schleimigen Konsistenz. Meine selig ruhende, norwegische Schwiegeroma hat regelmäßig versucht, bei Familienfeiern den Laugenschleim unter der Kartoffelpelle zu verstecken. War ihr zu eklig. Dann lieber den Laugenfisch weglassen. Allerdings ist es dann kein Fischgericht mehr, sondern Speck in Butter mit Erbsen und Knolle.

Genauso verhält es sich mit RB und „Vereins-Fußball“. Hier kam der Fisch – sprich Vereins-Fußball – auch bei der Entstehung abhanden. Als man sich für den Zweck, die Vermarktung einer bei Überdosis gesundheitsgefährdenden Flüssigkeit, ein Mittel suchte. Und dieses in einem Rand-Leipziger Dorfverein fand, dem man ein unmoralisches Angebot machte: Viel Geld für Beischlaf ohne Kondom. Das Ergebnis: Ein rosa Kälbchen. Missbraucht zur Bedürfnis-Generierung mittels werbezielgruppen-verträglichen Familienevents. Mit Ball.

Wo bei uns (oder auch nicht) die Spielerbrust als Mittel zur Finanzierung des Zweckes „Fußball für Menschen“ dient, ist bei RB der Zweck „Fußball für Menschen“ zum Mittel für einen völlig anderen Unternehmenszweck verkommen. Bei dem die Zielfamilie im Event als Emotionsträger ebenfalls zum rosa Kälbchen mutiert. Das dann anderswo Golddukaten scheißt.



Und 15 Minuten lauthals schweigen


Mit einem „Verein“ genannten Konstrukt, von dem alle stimmberechtigten Mitglieder beim Union-Fan-Cup so gerade ein Drachenboot befüllen würden. Als stimmrechtsloses (Zitat) „Fördermitglied Bronze“ darf das RB-Fan-Kalb auch mal zum (Zitat) „Hobbykick auf einem der Kunstrasenplätze des Vereins (nach Verfügbarkeit)“. Als Silberförderkalb darf es außerdem einem Angestellten mit ballfähigen Füßen „Guten Tag“ sagen. Kostet dann aber pro Jahr so viel wie bei Union eine Stadionaktie mit Stimmrecht. Und ja, auch das Goldförderkalb gibt es. Für 1000 Euro pro Jahr. Extraleistung (Zitat): „Übergabe des Fan-Poloshirts durch den Lieblingsspieler“. Kein Witz, guck selbst auf die Kälber-Homepage.

Selbstverständlich gibt es dort gute Balltreter, bezahlt aus dem Taurin-Werbebudget. Und es gibt viele dem Taurin verfallene, zugezogene und eingeborene Fan-Kälber. Allerdings, und da sind wir wieder am Anfang, ist es nicht dasselbe, wenn zwei das Gleiche tun. Fußball bei RB ist Kartoffel, Speck, Butter und Erbse, die das schleimige Konstrukt Laugenfisch schmackhaft machen sollen. Für rosa Kälber wohl auch tun. Leider. Daran muss man erinnern, jedes Mal. Auch wenn man keinen Bock drauf hat. Und 15 Minuten lauthals schweigen.


Eisern!