20 Oct, 2024

1.FC Union Berlin: Warum mich Kiel irgendwie auch an Cottbus erinnert

Kiel wird der vierte Verein, gegen den Union in den ersten drei Ligen gespielt hat. An das Stadion kann man sich als Auswärtsfan aber nur schwer gewöhnen.


Nerd-Frage: Gegen die „ersten Männer“ welche Vereine hat der 1. FC Union Berlin seit der DFB-Eingliederung sowohl in der Bundesliga, der Zweiten und auf Dritten Liga gespielt? Antwort: Fortuna Düsseldorf, SC Paderborn und FC St. Pauli. Gewusst? Ab Sonntag kommt mit Holstein Kiel sogar noch ein vierter Verein dazu.


Schon eine lustige Runde, die wir da in mehr oder weniger großen Abständen und in fast allen Vereinslagen über den Platz gejagt haben. Einzig in Paderborn sah das Stadion in all den Klassen und Jahren mehr oder weniger gleich aus. In Düsseldorf (bin ich der einzige Stadionfetischist, der die Riesenschüssel vermisst?), am Millerntor und am Holsteinplatz haben sich die Dinger teilweise extremen Botox-, Brust- und Pofett-Operationen unterzogen. In Kiel muss am Tribünen-Kinn wohl nochmal etwas nachgestrafft werden, da sieht das Design eher nach ärztlichem Kunstfehler aus. Oder Provinzcharme?


Geht es in Kiel nicht primär um Hand- statt Fußball?

Aber auch kein Wunder. Geht es in Kiel doch irgendwie immer noch primär um Hand- statt Fußball. Oder? So ein bisschen erinnert mich Kiel an Cottbus. Hüben wie drüben haben sich früher die Fußball-Seher aufgemacht, um in die naheliegende Metropole zu fahren. Bis die, zu denen man fuhr, sportlich fatal abkackten. Und selbst der lokale Bolzplatzvertreter plötzlich besser war als die Helden in der großen Stadt. Da konnte der Dorf-Hool plötzlich zu Hause darauf warten, dass die weite Welt an der Autobahnabfahrt bremst und in die Pampa abbiegt. Wie wir am Sonntag – Karamba!


Das Spiel bei den Störchen ist für unseren Norweger-Fanclub eines der wenigen, welches wir in Angriff nehmen können, ohne abzuheben. Grund: Die Oslo-Kiel Fähre. Abfahrt Sonnabend 14 Uhr, Ankunft Sonntag 10 Uhr. Sofern man das bierselige Schnarchen der Mitfahrer erträgt, ist die Mann/Frau-Innenkabine ein Schnäppchen. Die Nacht ist kurz, denn im Fähr-Pub strömt das Hansa-Pils bis in den ergrauten Morgen. Nach Ankunft ist dann auch alles Notwendige – sprich Hotel und Stadion – mehr oder weniger entspannt fußläufig zu erreichen: Vom Norwegen-Kai zum Stadion sind es gut fünf Kilometer. Schafft man locker in anderthalb Stunden.


Da kann man sogar als Norweger mal arrogant von Provinz-Hauptdorf reden. Das Stadtzentrum, ein Einkaufszentrum, das woanders an der Umgehungsstraße gebaut wird. Die gibt’s in Kiel auch. Heißt A7 und sorgt dafür, dass man den Bogen um die Stadt ganz schnell fahren kann, wenn man will. Die Stadtoberen wollten das Drumrumfahren mal mit niedriger Höchstgeschwindigkeit verlangsamen. Hat ein Kieler gegen geklagt und recht erhalten. Er wollte wohl die Fremden im Verkehr lieber schnell wieder loswerden, statt Fremdenverkehr in der Stadt.


Zumindest wirkt Kiel insgesamt so, als wenn die Sprotte gern im eigenen Saft schmort, statt sich Freigeister von außerhalb einzuladen. Oder wie soll man es sonst verstehen, dass der Auswärtsblock Größe und Form einer Fischbüchse hat? Und von der Fischbüchse ist dann auch noch einen Teil mit Sitzplätzen vermöbelt. Für welche die Störche, ohne krebsrot anzulaufen, sagenhaft satte 58 Glocken verlangen!!! Nee, nicht kaufen, nur mieten für drei Stunden, von denen diese höchstens 15 Minuten genutzt werden. Und ich dachte, die geldgeilen Pfeffersäcke wohnen woanders im wahren Norden. Das ist mehr als grenzwertig und definitiv das Gegenteil von Fremdenverkehr-freundlich. Oder steckt da ein Gutschein für den lokalen Swingerklub mit drin? Auf dass euch Störchen die Kröten im Halse stecken bleiben! Dagegen hilft eigentlich nur ein Auswärtssieg.


Eisern!