19 Apr, 2025

Alles Andras“ – Osterfest in Stadion An der Alten Försterei

By Andras Ruppert


Zum Osterfest begrüßen wir mal wieder die Maultaschen aus dem Prenzlauer Berg an der Alten Försterei. Welche sich, übrigens durchaus zahlreich, nicht nur im Gästeblock einfinden. Sondern, Dank der Mitgliedschaft beim Zweitverein des Herzens, auch auf der Meckergeraden in den Reihen direkt über dem Umlauf. Denn das sind die letzten Plätze,  die beim Erscheinen der Querquatscher kurz vor Spielbeginn noch verfügbar sind. Da man sie raushören kann, scheinen sie überproportional häufig Karten aus der Union-Lostrommel zu fischen. Wäre ich Konspirationstheoretiker, würde ich jetzt richtig loslegen. Bin ich aber nicht, daher Themawechsel.

 

Schließlich ist Ostern. Zeit zur Andacht und Eiervernichtung. Nein, nicht jene, welche unseren Jungs in den letzten Wochen gewachsen sind. Sondern die dem nichtfliegenden Volgelvieh geklauten und gern bemalten Kalkschalenweichteile. Die hartgekochten Handgranaten aus dem VEB KIM waren früher in jedem Pionier-Verpflegungsbeutel. Wurden damals regelmäßig als Wurfgeschoss benutzt. Und nach dem Mauerfall, gern roh, bei Großveranstaltungen eingesetzt. Meistens bei politischen – ich sage nur Ei auf Birne. Aber nicht im Stadion. In den Jahren rund um 1990 hatten eine Zeit lang ein paar Leute zu wenig Haare und zu viele Bananen, welche sie dann dutzendweise ins Stadion brachten und über Absperrzäune warfen. Aber Eier? Kann ich mich nicht erinnern. Warum eigentlich nicht?

 

Heute ist das Ei, selbst als naturverpackter Grundbedarf, unter der Kategorie ‚mitgebrachtes Essen‘ vom Stadionbesuch ausgeschlossen. Eigentlich Schade. Denn bevor wegen grenzwertiger Schiri-Leistungen dem Nebensteher mal wieder das Feuerzeug zwangsneurotisch aus der Hand gleitet, könnte man dem ja sein Ei anbieten. Natürlich geschält. Muss man sich mal vorstellen. Vom Ei getroffene Balltreter wälzen sich auf dem Rasen. Von der Cholesterinbombe dahingerafft, sozusagen. Wäre mal eines Versuchs wert, die Fall-Reflexe der Sanftfühligen unter den hartgesottenen Torleuten zu testen.

 

Ins Stadion schmuggeln sollte eigentlich auch gehen. Bei der Einlasskontrolle will ich den Ordner sehen der beim Griff in den Fanschritt auf die Frage ‚Was ist das?‘, die Antwort: ‚Mein Ei.‘ mit der Aufforderung: ‚Zeigen!‘ quittiert. Und wenn es dann auf dem Rasen liegt, muss man es auch nicht wegpflücken lassen von Beamten in Einsatzuniform. Höchsten Flachtreten als Rasenkompost. Vom DFB gibt es dann zur Strafe Veganer-Ei auf Lebenszeit. Ich schweife ab.

 

Denn am Samstag steht ein anderes, wichtiges Ereignis an. Und damit meine ich nicht nur, den Klassenerhalt zu feiern. Sondern der Brauch, Ostern Stadionsteine im Tunnel of Fame zu finden. Wie beim Eiersuchen in Oma’s Wohnung oder Garten, weil räumlich begrenzt und trotzdem verwirrend. Diesen zum runden Geburtstag zu verschenken, und sich dann damit ablichten zu lassen, ist mittlerweile Tradition, wenn man ihn denn ohne Stadionführung findet. Der Stadionstein feiert dieses Jahr übrigens seinen 20. Geburtstag. Anfang 2005 war es, als unser Präsi die Aktion Stadiongründer ins Leben rief. Zur finanziellen Beteiligung am Stadionumbau wurden alle Unioner eingeladen, einen Stadionstein zum Preise von €75 zu kaufen, zzgl. €10 für Goldgravur. Viele haben es über die Jahre gemacht, auch wenn der Stein mittlerweile mehr als das Doppelte kostet, man dafür die Kopie aber nach hause bekommt. Ist ein schönes Gefühl, seinen Stein in der Alten Försterei zu wissen. Und sich darauf zu freuen, ihn Ostern im Tunnel zu finden. Jedes Jahr. Egal, wie das Spiel ausgeht.


EISERN